Sonntag, 20. April 2008

Bemerkungen

Hallo alle,

ich habe gestern die Ausstellung Global Alien besucht und das Essay über die Körper von Nam See gelesen. Seit wir uns mit Derrida bechäftig haben, habe ich mich nach der Beziehung zwischen dem Körper und dem Gespenst gefragt. Ihr weist, die Figur des Gespenst erscheint in/an (es ist nicht nutzlos sich daran zu erinnern: das Gespenst ist der (Zeit)Raum, es ist was zwischen uns liegt, es ist aber auch die Grenze an sich) der Grenze. Weder Körper noch Geist, weder Abwesenheit noch Anwesenheit, weder Wesen noch Eigenschaft. Es ist lieber der Unterschied, der inzwischen liegende Raum. Zwischen Wort und Wort, zwischen mir und dir, zwischen gestern und morgen, aber auch zwischen mir und mir. Ich, der getrennte, sage ich und weiß, ich bin ein anderer. Könnte ich immer noch unterscheiden, wer ist der Andere, der ich auch bin (nicht vergessen: das Verb sein zu streichen) und wer ist der Andere meines Anderen?
Und das ist die Gerechtigkeit, wie Lévinas sagt, wie Derrida zitiert, wie wir Lesen: "die Beziehung zu dem Anderen". Der Raum als das offene, die Möglichkeit an sich, bevor sie in einem Sein bestimmt gefangen ist. Wir hätten also die Anwesenheit, die sich zu dem Sein bezieht, und als ihre Voraussetzung, die Différance. Die Gerechtigkeit besteht darin, die Anwesenheit zu verschieben. Der Raum, sagte ich? Ja, nur wenn wir nicht an einen bestimmten und geschlossenen Raum denken, sondern an ein Verb... ohne Subjekt. Wieso? Die "Verräumung" (épacement und deswegen Entleerung, frei machen, Platz/Raum machen in der Mitte des Seins, keinen Platz sparen) könnten wir sagen (ihr müsst sicherlich ein besseres Wort haben). Der Raum-werden zwischen den Seinden ist auf keinen Fall ein Ort, umgekehrt ist er ihre Bedingung.
Als ich das Buch von GA las, fand ich ein Kommentar zu Guantanamo und zu der erzwungenen Völkerwanderung und dachte, dass es viele nicht-Orte in der Welt gibt, in den die Leute ihre Welt verlieren. Ich dachte wieviele Arbeiter und Arbeitlose sind schon Gespenster des Kapitalismus und wie sie in dem Markt gleiten, wie die Signifikante.
Ich erkläre was ich meine: der Unterschied (vielmehr die Différance) ist weder die Gerechtigkeit noch die Ungerechtigkeit, es ist nur unsere Lage, der amoralische Horizont aus dem wir denken. Etwas versuch in der Welt auch zu überleben, und nicht als ein Gespenst, sonder als Körper. Der Körper ist aber nicht das Sein oder das Wesen, sonder was besteht.
Wie verknüpfen die Körper (nicht die Dinge) und die Worte?
Das sagte ich das letzte Mal, es scheint mir, Derrida beschreibt wie kaum anderer Philosoph wo wir sind. Ich denke allerdings, die Dekonstruktion ist nicht die Gerechtigkeit, und das Gespenst und die Ergänzung (suplement) auch nicht. Auch der Kapitalismus dekonstruiert die Bestehende (Marx sagte es und Bauman wiederholte es: der Kapitalismus verflüssigt die Welt und damit verschwindet die Realität. Es ist eine Frage der Diagnose: ist das einzelne Risiko unserer Welt der Totalitarimus? Nein, auch die Auflösung. So, Am Anfang war der Unterschied...mit den Untercheidenen (was Konsistenz hat). Keiner kommt zuerst. Und deswegen kann die Différance sowohl gerecht als auch ungerecht sein. Oder stehen wir immer noch bei dem Dichter, wenn er sagt: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ (Hölderlin)? Nach 200 Jahren ich bezweifle es.

Arturo.

1 Kommentar:

southclock hat gesagt…

Lieber Arturo! Du warst da. Zunächst Dank für deine schöne anregende Bemerkungen.

Ja, es besteht immer die Grenze, genauer die Bewegung zur Grenze zwischen den Menschen. In meinem Essay ging ich aber davon aus, dass die Sichtbarkeit unseres Körpers doch ein Ausgangspunkt unserer Begegnung sei. Unsere Begegnung mit dem Anderen beginnt mit dem kodifizierten Wahrnehmen seiner körperlichen Differenzen. Da sie gerade eine Anwesenheit unseres Daseins ausmachen.

Da wir uns schließlich mit dem Gespenster, die weder anwesend, noch abwesend sind, nicht gerne unterhalten möchten - ich stelle mir etwa ein Gespräch mit dem maskierten Menschen vor,weder dessen Geschlecht - Mann oder Frau - noch sein Alter oder kulturelle Zugehörigkeit mir bekannt ist.

Eine Begegnung mit Menschen, ohne ihre Anwesenheit vorauszusetzen, könnte vielleicht nicht in Gesicht zu Gesicht, sondern in einem schriftlichen Treffen wie Chatting oder E-Mail möglich sein. Doch wir versuchen auch dort unablässig zumindest den Geschlecht des Gegenüber zu raten.